Zeesenboot Romantik auf dem Stettiner Haff

16 / 07 / 2013
Romantik Geheimtipp - Zeesenbootfahrten
Romantik Geheimtipp - Zeesenbootfahrten

Romantik Geheimtipp für Ostsee Urlauber

Insel Usedom (dp). Entdecken Sie die Ostseeküste Usedoms und das Hinterland der Halbinseln und Inseln mit ihren Boddenlandschaften deren kleinen Häfen und genießen Sie die traumhafte Kulisse am Wasser. Die meisten Touristen kennen das schmucke Städtchen Usedom leider nur als Durchgangsstation, nicht ahnend, dass es so manchen Geheimtipp bereithält.

"Blaues Meer, kilometerlange weiße Sandstrände, traditionsreiche Seebäder mit aufwendig renovierten Villen und Seebrücken, die zum Promenieren über den Wellen einladen – das ist die eine Seite der Ostseeküste von Mecklenburg-Vorpommern, kurz MeckPomm genannt, die jährlich Hunderttausende Urlauber anzieht, Tendenz steigend." So beschreibt der Reiseführer Marco Polo www.marcopolo.de unser Urlaubsland. Aber heute haben wir einen ganz besonderen Geheimtipp für Romantiker und Abenteurer.

Romantik Geheimtipp - Zeesenbootfahrten

Einer davon ist am Usedomer See zu finden. Dort liegt versteckt die „Romantik“ im Hafenbecken, ein gut erhaltenes und gepflegtes Segelboot. Eine Kreidetafel davor klärt auf: „Zeesenbootfahrten“.

Geduldig warten davor vier Familien auf die nächste Tour. Flugs kommt eine zierliche, sonnengebräunte Frau angebraust und begrüßt ihre Fahrgäste. Es ist die Kapitänin Rika Harder aus West-Klüne, einem kleinen Dorf, das zur Stadt Usedom gehört. Heute, am späten Nachmittag, steht eine kurze Ausfahrt an. Anderthalb Stunden, das reicht für eine Runde durch den Usedomer See und eine Stippvisite ins Stettiner Haff.

Bevor die Urlauber das Zeesenboot betreten, hisst Rika Harder mit kräftigen Zügen das Hauptsegel am zwölf Meter hohen Mast. Segeln ist Handarbeit. Das merken bald auch die Kinder und Erwachsenen an Bord, denn sie dürfen mithelfen. So löst Sylvia beim Kommando „Leinen los“ das Schiffstau vom Poller und Anna setzt das Focksegel. Die ersten Meter werden allerdings mit Hilfe des Dieselmotors zurückgelegt, bis das Boot im freien Wasser mit vollem Großsegel Fahrt aufnimmt.

Der Motor verstummt, ab jetzt gleitet die „FZ 18“ lautlos übers Wasser. Die Abkürzung FZ auf dem braunen Großsegel steht für „Fischerzeese“, erklärt Rika Harder. Heute gibt es noch rund neunzig dieser einstmals für die flachen pommerschen Gewässer so typischen Fischerboote.

Als solche spielen sie allerdings schon seit Jahrzehnten keine Rolle mehr, sie wurden von Motorkuttern abgelöst. Doch sei das Zeesenfischen auch wegen der Schleppnetze verboten worden, erläutert Rika Harder, während sie auf den langen Klüverbaum am Bug zeigt. An diesem befestigten die Fischer das eine Ende der Zeese, wie das sackförmige Schleppnetz genannt wurde, das andere am heckseitigen Driftbaum. Die flachen Zeesenboote trieben dann quer zum Wind über die flachen Boddengewässer und räumten so regelrecht den Boden ab.

Die „Romantik“ ist eines der letzten gebauten Zeesenboote. Der elf Meter lange und vier Meter breite Arbeitssegler lief 1950 in Lauterbach auf Rügen vom Stapel. Rika Harders Vater Wilhelm, ein ehemaliger Kapitän zur See, kaufte das Boot 1972. Fortan war es „so etwas wie unser Wohnmobil“, erinnert sich die „Seefahrerin“. Bei all der Plauderei vergeht die Zeit in Windeseile, denn schon ist die Kehle, eine Landenge zum Stettiner Haff hin, erreicht. Im Haff kommt Rika Harder dann so richtig ins Schwärmen.

Zwar bietet sie die Ausflugsfahrten schon seit etlichen Jahren an, doch der Anblick des in der Sonne glitzernden Wassers und die fast endlose Weite nach Osten hin lassen sie immer wieder neu in Verzückung geraten. Im Süden erkennt man das Festland als dünnes Band und im Westen erhebt sich der Hubteil der Karniner Brücke aus dem Wasser, über den bis zum Kriegsende die Züge in zweieinhalb Stunden aus Berlin auf die Ferieninsel Usedom rauschten.

Schon ist es Zeit, umzukehren. Nun darf Anna das Schwert losmachen. „Wir brauchen es jetzt für den Hoch-am-Wind-Kurs“, erklärt Rika Harder. Die „Romantik“ gleitet still aber geschwind dahin. Zwei der Kinder sind dabei schon eingedöst. Bei der zweiten Durchquerung der Kehle nimmt die Mönkebuderin den Motor zu Hilfe. Zu wenig Platz zum Kreuzen.

Die Fahrt nähert sich ihrem Ende. Fynn darf nun das Focksegel einholen. Kurz vor dem Hafen ertönt nochmals das Motorengeräusch und Rika Harder manövriert das Boot gekonnt rückwärts in das Hafenbecken.