Fleißige Helfer schaffen Luft für Orchideen und Grasnelken
Lütow - Insel Usedom (dp). Mit Astscheren, Motorsägen, Heurechen und Forken rückten kürzlich bei frühlingshaftem Wetter gut zwei Dutzend ehrenamtliche und hauptamtliche Naturschützer an, um im Naturschutzgebiet (NSG) Südspitze Gnitz Landschaftspflege zu betreiben. Eingewiesen wurden die fleißigen Helfer von Kai Paulig, der im Naturpark Insel Usedom für die Landschaftspflege zuständig ist. „Unser grundsätzliches Ziel ist, den Orchideenstandort freizuhalten“, sagte er vor Beginn der Arbeiten.
In mehreren Kleingruppen machten sich die Naturschützer daran, gemähtes Schilf aus den Senken zu rechen und auf dem etwas höheren Mineralboden aufzuhäufen. Andere sammelten Äste und Zweige zusammen, die noch von einem früheren Schnitt auf der Fläche lagen. Mitarbeiter des Naturparks wiederum schnitten mit Motorsägen die Randbereiche des Schwemmlandes frei. Hier hatten sich Erlen, Weiden und Schlehen breit gemacht - Vorboten einer Verbuschung, die aus naturschutzfachlicher Sicht an diesem Standort nicht erwünscht ist.
Das 61 ha große Naturschutzgebiet umfasst neben dem Schwemmland noch das inaktive Moränenkliff dahinter. Der Pflegeinsatz an der Gnitz-Südspitze dient der Offenhaltung von Teilen der wertvollen Halbtrockenrasen und des Salzgraslandes. Die Flächen dort gehören dem Land, als Fachbehörde ist wiederum die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises für das Naturschutzgebiet zuständig. „Unsere Aufgabe ist es, die Pflege und Entwicklung wahrzunehmen“, erläutert Kai Paulig.
Für den Naturparkmitarbeiter ist das NSG Südspitze Gnitz einer der wertvollsten Standorte auf Usedom. Hier kommen mit dem Fleischfarbenen und dem Gefleckten Knabenkraut sowie dem Sumpfsitter drei verschiedene Orchideenarten vor. Der zuständige Gebietsbetreuer Wolfgang Nehls von der Usedomer Regionalgruppe des Naturschutzbund Deutschland (NABU) hat hier insgesamt 1.100 Exemplare der drei Orchideenarten gezählt. „Seit der Naturpark die Fläche mäht, hat der Bestand ständig zugenommen“, berichtet der Zinnowitzer. Gegenüber 2012 hätte sich die Orchideenzahl verdoppelt.
Der ehrenamtliche Naturschützer betont, dass es wichtig sei, regelmäßig zu mähen, aber auch im Anschluss die Fläche beweiden zu lassen. „Bis zur Wende war das eine Hudelandschaft mit Schafen“, erinnert sich Nehls. „Grasnelken und Habichtskraut gehen ein, wenn das Gebiet nicht bewirtschaftet wird“, fügt er an. Heute sind es Rinder, die von Sommer bis Herbst auf dem Schwemmland weiden und so frisch aufwachsendes Schilf fressen. „Wenn man hier nichts macht, ist es ruckzuck verödet“, betont der NABU-Mann.
Naturschutz ist eine langfristige Aufgabe. Das wird an dem Pflegekonzept deutlich, das Kai Paulig beschreibt: „Der Schilfbereich muss wahrscheinlich zehn Jahre gemäht werden, bis hier Gras wächst“. Das wiederum darf nicht die Bodendecke verfilzen, damit die Orchideen konkurrenzfähig sind. Bis das so weit ist, werden alljährlich Erlen, Weiden und Schlehen entfernt und das Gras kurz gehalten. Die Rinderbeweidung sorgt dann dafür, dass die Böden durch die Hufe aufgerissen werden und gute Wachstumsbedingungen für die Orchideen entstehen.