Baltic Fashion Award 2013 für Jeanskollektion „Alles geht in die Hose“
Seebad Heringsdorf (dp). Die Bühne ist in blaues Licht getaucht. Trockeneisnebel steigt auf, als sich die beiden Bühnenwandhälften nach links und rechts öffnen. Dahinter liegt ein Schlafender am Boden. Relaxt sieht er aus in lässiger Schlafhaltung und in Jeans gekleidet. Dieses Bild ist die Ouvertüre für eine Mode-Präsentation, die den Zuschauern im Heringsdorfer Kaiserbädersaal spontanen Szenenapplaus entlockt.
Das ganze spielt sich ab beim Baltic Fashion Award 2013 bei der zweitletzten Kollektion, die auf der Bühne im Kaiserbädersaal vorgestellt wird. Die russische Modedesignerin Tanja Schmidt und ihr polnisch-stämmiger Partner Philip Rudzinski rocken gerade mit ihrer Jeanskollektion „Alles geht in die Hose“ den Saal.
Denn die beiden Jungdesigner haben nicht nur ihre Dressmen mit ihren experimentellen Jeans ausgestattet, sondern auch Straßenmusiker, die auf dem Laufsteg musizieren. Von diesen Lebenskünstlern ließen sich Schmidt und Rudzinski auch inspirieren. Ihre Hosen, Hemden, Jacken und Mäntel sind alles Unikate, die nach dem Schneidern auf eine spezielle Art und Weise gewaschen und veredelt wurden. Was heraus kam sind spannende Kleidungsstücke, wie die Jeansjacke, die sich wie eine Ziehharmonika auffächern lässt oder ein Jeansanzug mit Backsteinmuster.
Dass hier gerade etwas Außergewöhnliches über die Bühne geht, ist den Betrachtern links und rechts des Catwalk klar. Das feine Gespür des Publikums sollte später von den Juroren bestätigt werden, die Schmidt und Rudzinski den mit 10.000 Euro dotierten ersten Preis zusprechen. Gudrun Allstädt als Vorsitzende der achtköpfigen Fachjury begründete die Entscheidung so: „Das ist eine marktreife Kollektion. Es sind Experimente in Denim, leichthändig und professionell durchgeführt. Auffallend die interessanten Schnitte, die ungewöhnlichen Formen und die spannende Materialbearbeitung: Eine extrem unterhaltende Kollektion.“
Für den Publikumspreis reicht es für die glücklichen Award-Gewinner trotz perfekter Bühnenshow dennoch nicht. Der geht an diesem Abend an Konstantin Laschkow aus Berlin für seine Kollektion „Frau des Bildes“. Ihm gelingt es, aus alten Stoffen, die er aufgekauft hat, Kleidungsstücke zu machen, in denen sich Frauen wohlfühlen. Es ist eine Mischung aus Materialien, Formen und Farben. Laschkows Röcke und Kleider mit asymmetrischem Schnitt, seine Hosen aus einem 70er Jahre-Vorhangstoff oder sein Hosenanzug mit Blümchenmuster und aufgenähten Blüten haben eine Leichtigkeit, die beim Publikum ankommt, aber auch bei der Fachjury. Die hievt den Absolventen der Kunsthochschule Berlin-Weißensee auf den zweiten Platz, der mit einem Preisgeld von 7.500 Euro verbunden ist.
Platz 3 und 5.000 Euro gehen schließlich an Louise Friedlaender, ebenfalls aus Berlin, für ihre Kollektion: 01. Sie spiegelt moderne Eleganz und hohe Qualität wider. Ihre Inspirationen kommen aus geometrischen Formen, Möbeldesign und skulpturaler Architektur. Die Jury befindet, dass hier ein Konzept mit starker Formensprache konsequent umgesetzt wird. „Mit dem Preis soll auch die gute Handwerklichkeit honoriert werden“, lobt Gudrun Allstädt.
Die ersten zwei Preise, die vom Land Mecklenburg-Vorpommern gestiftet wurden, werden von Wirtschaftsminister Harry Glawe überreicht. Er lobt die Veranstaltung, die sich zu einem guten Modeevent auf der Insel entwickelt habe. „Darauf können wir stolz sein. Jetzt arbeiten wir daran, dieses Format auch als Markenbotschafter für ganz Mecklenburg-Vorpommern weiter voranzubringen. Das kreative Potential der jungen Designer ist bewundernswert und wird auf der Veranstaltung zu Recht ausgezeichnet. Der Baltic Fashion Award ist zugleich beispielhaft für eine gelungene Zusammenarbeit von Ostseeanrainerstaaten im touristischen Bereich“, so der Wirtschaftsminister.