Seebad Ahlbeck (dp). Die in diesem Jahr 115 Jahre alt gewordene Ahlbecker Seebrücke hat schon vieles erlebt. Sie war in der Zeit von 1924 bis 1939 die führende Kabarett- und Varietébühne an der deutschen Ostseeküste, hat Stürme überstanden und zwei Weltkriege. So mancher Prominenter hat sie betreten wie der einstige Bundespräsident Richard von Weizsäcker (1991). Vicco von Bülow (alias Loriot) schließlich, auf den Spuren seiner Ahnen wandelnd, hat sie 1990 zur Kulisse seines Films „Pappa ante Portas“ gemacht.
Ob aber in all der Zeit auch schon eine Modenschau auf ihr stattgefunden hat, ist indes nicht überliefert. Doch seit vergangenem Sonntag ist das anders. Da wurde der Seesteg zu einem Laufsteg für historische Bademoden. Bei einer Affenhitze von knapp 33 Grad im Schatten schritten 64 „Models“ in hübschen Bade-Outfits aus zwei Jahrhunderten von der Konzertmuschel bis zur altehrwürdigen Seebrücke und hinunter an den Strand.
Vorneweg lief Schneidermeister Egelinski, der allein mit seinen 33 Kindern mehr als die Hälfte der Models beisteuerte. Er selbst trug ein selbstgeschneidertes Unikat mit lavendelfarbenem Längsbalken. Mit von der Partie war auch der Badearzt Quacksalbert, der jedes einzelne Kleidungsstück genau unter die Lupe nahm. Denn: „Die Bademoden müssen den Vorschriften des Kurbetriebes entsprechen“, sagte er mahnend streng. Eine große Auswahl an elegante Bademode gibt es hier für Frauen und Männer dem die historischen Bademoden zu antik sind.
Aufgrund der Hitze fanden nur einige Hundert Zuschauer den Weg zur Konzertmuschel. Am Strand hatten die Komparsen dann entschieden mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Berthold Trageser aus Freigericht bei Frankfurt am Main war der Teilnehmer mit der weitesten Anreise, der jüngste war gerade einmal zwei Jahre alt.
Bürgermeister Lars Petersen machte bei der Gaudi auch gerne mit. Er trug einen rot-weiß gestreiften Badeanzug aus der Kaiserzeit. Eine gute Figur machten Jasmin Krüger aus Heringsdorf und Jenny Pröpper aus Ahlbeck in ihren 30er-Jahre-Badeanzügen der Marke „Goldfisch“. Die jüngste gezeigte Bademode stammt aus den 70er Jahren.
Insgesamt standen für die Modenschau 100 Kostüme aus dem Fundus von Ingbert Völker, aus der Sammlung Jürgen Kraft, vom Kulturhof Mölschow und von der Vorpommerschen Landesbühne Anklam zur Verfügung.