Strandkorb Manufaktur Usedom feiert Geburtstag

21 / 05 / 2015
Strandkorb Manufaktur Usedom feiert Geburtstag
Strandkorb Manufaktur Usedom feiert Geburtstag

Heringsdorfer Strandkorb-Manufaktur feiert 90. Geburtstag

Insel Usedom (dp). Wenn in diesen Tagen die Korbwerk Heringsdorf GmbH & Co. KG die 90-jährige durchgehende Tradition der Strandkorbproduktion in Heringsdorf (vormals in Wolgast) feiert, so ist es ein Firmenjubiläum mit Umwegen. Denn die Manufaktur hatte im Laufe der Jahre etliche Besitzer.

Immerhin geht deren Ursprung direkt auf den Erfinder des Strandkorbs Wilhelm Bartelmann zurück. Der Rostocker Korbmachermeister stellte 1882 im Auftrag einer Dame den ersten Einsitzer-Strandkorb aus Weiden- und Rohrgeflecht her, der am Strand von Warnemünde seinen Platz fand.

Der Strandkorb machte Furore und es war Bartelmanns Geselle Johann Falck, der 1895 eine Strandkorbfabrik in Rostock eröffnete. Er entwickelte 1897 den ersten Halblieger und um 1910 den ersten zweiteiligen Strandkorb mit Bock und beweglicher Haube, so wie er auch heute noch üblich ist.

Der Weg der Strandkorbproduktion nach Heringsdorf führte von Johann Falck über dessen Gesellen Carl Martin Harder zunächst nach Wolgast. Hier gründete Harder am 18. Oktober 1925 neben seinem Elternhaus eine Strandkorb-Manufaktur, die er 1933 im Zuge des Baus der Peenebrücke nach Heringsdorf verlagern musste.

Nach dem Krieg konnte Harder 1948 zwar die Produktion wieder aufnehmen, wurde aber 1953 enteignet. Er ging mit seiner Familie nach Heiligenhafen, wo sein Enkel Thorsten heute noch die Strandkorbfabrik seines Vaters weiterführt.

In Heringsdorf übernahm der VEB Korb- und Flechtwaren die Produktion. Hier entstand aufgrund des Materialmangels der „Typ Platte“ mit einer jährlichen Produktion von rund 5.000 Strandkörben. Nach der Wende übernahmen die ehemaligen Mitarbeiter Mathias Fromholz und Magrit Dittberner das Unternehmen von der Treuhand und führten es als Korb GmbH Seebad Heringsdorf weiter.

Fromholz musste 2008 Insolvenz anmelden. So kam vor sieben Jahren Dirk Mund auf die Insel, der bis dahin als Prokurist in Hamburg arbeitete. Der Betriebswirt kann aber auch auf eine 22-jährige Berufserfahrung bei der Korb Schleswig-Holstein zurückblicken. Unter Munds Regie hat sich die Manufaktur unter dem Namen Korbwerk zu einem führenden Hersteller von Strandkorb-Sondermodellen entwickelt.

Trotz dieser Spezialisierung dominieren in den Produktionshallen im Waldbühnenweg die 2-Sitzer-Körbe. Rund 2.000 Stück produzieren die heute 25 Mitarbeiter jährlich. Nur etwa 5 % der Produktion entfallen auf Sonderanfertigungen, wie eine Sitzbank, die in der Volkswagen-Arena des VfL Wolfsburg steht oder wie der XXL-Strandkorb in Heringsdorf, der am 1. Mai seinen 1. Geburtstag feiert. Aber auch Gastronomie-6-Sitzer mit Tisch sowie Messe- und Verkaufsstände gehören zu den Entwicklungen von Korbwerk.

„Alte Schule, neues Design“, unter diesem Slogan versucht Dirk Mund das Heringsdorfer Unternehmen mit hochwertigen und ausgefallenen Produkten erfolgreich zu platzieren. Der 50-Jährige schätzt, dass nur gut ein Drittel der Korbwerk-Körbe an den Stränden von Nord- und Ostsee stehen. Das Gros finde den Weg in Privatgärten in Deutschland, Österreich, der Schweiz und in den USA. Etwa 20 % betrage mittlerweile das Auslandsgeschäft, so der gebürtige Kieler, der in diesem Jahr über einen Vertriebspartner in England an den Start gehen will.

Korbwerk hatte 2012 rund 300.000 Euro in den Umbau einer alten Menüko-Halle investiert, wo heute auf einer Fläche von 2.600 Quadratmetern Tischlerei, Oberflächenbehandlung, Flechterei, Näherei, Endmontage und Verkaufsausstellung untergebracht sind.

„Wir haben hier viele kleine Daniel Düsentriebs“, sagt der Chef über seine Handwerker, die immer wieder neue Details entwickeln, wie die LED-Beleuchtung in den Gastrokörben. Die neueste Kreation ist der Prototyp eines barrierefreien Strandkorbs, der für die Landesmarketing Niedersachsen hergestellt wurde. Dieser bietet neben zwei Sitzplätzen eine Nische mit Rampe für einen Rollstuhl.

Stolz ist Dirk Mund außerdem, dass Korbwerk auf drei Schiffen der AIDA-Reederei vertreten ist, wo im Bordshop direkte Bestellungen aufgegeben werden können. Mit Blick auf das 90-jährige Jubiläum und die ersten sieben Jahre als Korbwerk meint der Geschäftsführer: „Wir sind auf einem guten Weg, aber wir sind noch nicht am Ende“.