Benzer Schüler drehen Kurzfilm über Toleranz und Integration
Seebad Heringsdorf (dp). „Alles auf Anfang. Kamera läuft – und bitte“, sagt Keanu und nimmt eine Szene auf, die in der Benzer Pfarrscheune spielt. Dort haben die Schülerinnen und Schüler der Benzer Schule eine Lesenacht verbracht. Als sie aus ihren Schlafsäcken kriechen, fehlt einer. „Theo ist weg. Ich kann ihn auch nicht auf dem Handy erreichen. Er geht sonst immer dran“, ruft Emanuel. Die Kinder sind ratlos. „Und Danke“ ruft Sophie Narr in die Runde. Diese Szene ist im Kasten und die kleinen Schauspieler sind jetzt ziemlich geschafft und haben knurrende Mägen. „Schauspielern macht hungrig“, findet Emanuel und öffnet seine Brotbüchse.
Es ist Donnerstag früh und die große Pause ruft. Die Berliner Filmemacherin Sophie Narr ist halbwegs zufrieden: „Die Kinder spielen alle richtig gerne mit“, allerdings hat sie mit Blick auf den knappen Zeitplan von fünf Tagen vom Kennenlernen bis zum Filmschnitt ihre Bedenken, ob es gelingt, bis zum Schulschluss am Freitag alle Szenen abzudrehen.
Notfalls muss der Schnitt von ihr und ihrem Kollegen Ralph Etter in Berlin gemacht werden. Ansonsten ist das Filmprojekt so angelegt, dass die Viert- und Fünftklässler alles selbst in die Hand nehmen: Schauspielern, Drehbuch schreiben, Kamera und Regie führen sowie sich um Ausstattung und Kostüme kümmern. Jeder darf mal hinter der Kamera stehen und alle auch davor. Theo und Hedwig gehören nicht zum Kamerateam, denn sie wurden von den 15 Filmprojekt-Kindern für die Hauptrollen bestimmt.
Theo spielt ganz einfach Theo, der aus einem reichen Elternhaus stammt und in der Klasse sehr beliebt ist. Hedwig mimt Bayana, die wiederum aus einer armen Familie kommt und von den Klassenkameraden ausgegrenzt wird.
Als Theo über Nacht verschwindet, womöglich entführt wurde, nimmt Bayana das Heft des Handelns in die Hand und plötzlich sind die Vorurteile ihr gegenüber verschwunden. Wie die Geschichte ausgeht, das können Interessierte beim Tag der offenen Tür in der Benzer Schule am Samstag, den 19. November, um 10.30 Uhr sehen. Denn dann findet mit den Schülerinnen und Schülern sowie den Filmemachern die Premiere statt.
Die Idee für den Film hatten die Kinder selbst. Schulleiterin Kirsten Hertrich, die schon 2014 vom Lokalen Aktionsplan (LAP) Demokratisches Ostvorpommern Fördermittel für das Kindermusical „Der Traum der drei Bäume“ erhielt, konnte auch für das aktuelle Filmprojekt eine Förderung aus LAP-Mitteln bekommen. Zudem wird der Kurzfilm durch die Ehrenamtsstiftung des Landes Mecklenburg-Vorpommern und den Förderverein Benzer Kinder e.V. unterstützt.
Auch die Filmleute Sophie Narr und Ralph Etter haben bereits mit dem LAP zusammengearbeitet und verschiedene Dokumentationsfilme mit Jugendlichen in Vorpommern gedreht. In die Region kamen die beiden über ein Stipendium von der Akademie der Künste Berlin, die das Projekt „Kunstwelten“ veranstaltet, dessen Aufgabe es ist, die Kunst zu den Menschen zu bringen, die sonst keinen Zugang zur Kunst finden.