Mit dem Kremser durch Wald und Wiesen

20 / 05 / 2014
Mit dem Kremser durch Wald und Wiesen
Mit dem Kremser durch Wald und Wiesen

Insel Usedom (dp). Durchzählen: 20 Leute, je zehn links und rechts, und vorne noch zwei Kinder. Der Kremser ist voll und die Glühwein-Kanne auf dem Tisch in der Mitte auch. Die Stimmung steigt, je leerer die Warmhaltekanne wird und je weiter die beiden Halbblüter Fox und Vagabund den Planwagen ziehen. Brigitte Will aus Ahlbeck ist die Kutscherin und sie fährt allwöchentlich freitags im Auftrag der Kurverwaltung an der Ahlbecker Promenade los mit dem Ziel Wolgastsee.

Bis nach Korswandt sind es etwas mehr als sechs Kilometer. Fox und Vagabund brauchen dafür rund eine Stunde, denn das Geläuf in den Ahlbecker Wiesen und im Wald ist tief und holprig. Los geht es in der Dünenstraße, vorbei an prachtvollen Villen im Stil der Bäderarchitektur. „Vor hundert Jahren war hier nur zehn Wochen Betrieb, dann wurden die Schotten dicht gemacht“, erzählt Brigitte Will über die schön restaurierten Häuser an der Strandpromenade und fügt an: „Wir können zufrieden sein, mit dem, was in den letzten zwanzig Jahren saniert worden ist.

Ihre Fahrgäste nehmen staunend zur Kenntnis, dass hier etliche Holzhäuser wie die Villa Herter in der Grenzstraße stehen, die aus der ersten deutschen Fertighaus-Manufaktur in Wolgast stammen. „Links ist Ahlbeck und rechts Heringsdorf“, erläutert die Kutscherin beim Durchfahren der Grenzstraße weiter. Über Goethe-, Saar- und Lindenstraße geht es in den Gothenweg und raus aus dem Seebad. Es schließen sich linkerhand die Ahlbecker Wiesen an, wo eine sechs bis zehn Meter mächtige Torfschicht vorhanden ist und wo im Sommer bis zu 800 Orchideen gezählt werden.

Erstaunt sind die Urlauber, dass sie sich gut einen Meter unter dem Meeresspiegel bewegen. Ein Grund, weshalb hier bis zum Sommer noch das Wasser im Wald steht, bevor es verdunstet. Das Thurbruch, der Gothensee, die schwedische Besatzungszeit mit der damaligen Landvermessung und der Erwerb Schwedisch-Pommerns durch die Preußen werden von Brigitte Will ebenso bildhaft erläutert wie die Entwässerungsmaßnahmen des Thurbruchs, die Friedrich der Große veranlasste.

Vorbei am Fischer Handke geht es mittlerweile auf glatter Asphaltpiste nach Korswandt. Die Schlaglöcher gehören seit Herbst 2013 der Vergangenheit an. Die Radler anno 2014 wird es freuen. In der Dorfstraße klärt die Ahlbecker Kutscherin ihre Gäste darüber auf, wer in den kleinen Arbeiter- und Handwerkerhäusern heute wohnt. Nur noch wenige Minuten sind es von hier bis zum Wolgastsee, wo eine Rast auf die Reisenden wartet. Diese können sich entscheiden, ob sie sich im „Gartenlokal am Wolgastsee“ stärken oder im Eiscafé Helene verwöhnen lassen wollen. Zurück geht es dann auf demselben Weg.

Die Kremsertour beginnt freitags um 13.30 Uhr an der Kurverwaltung Ahlbeck. Eine Voranmeldung ist erforderlich. Die Fahrt dauert ca. 2,5 Stunden.