
Insel Usedom (dp). Es gießt in Strömen und jeder der ein schützendes Dach erreichen kann, flüchtet sich ins Trockene. Am Samstagvormittag schien es so, als wollte die Welt untergehen auf der Insel Usedom. Doch zwei Dutzend Fußballprofis vom FC Hansa Rostock focht das Unwetter nicht an. Sie trainierten auf dem Rasenplatz von Eintracht Zinnowitz, schlugen Flanken, hechteten den Ball ins Tor, rutschten über das glitschige Grün und hatten offensichtlich Spaß dabei.
Später sagt ihr Cheftrainer Wolfgang Wolf: „Das ist nicht selbstverständlich, dass die Mannschaft bei so einem Wetter mitmacht“. Dauerregentraining als Charaktertest. So ähnlich sieht es auch der gebürtige Pfälzer. „Wir hatten schon ein paar dabei, die Dienst nach Vorschrift gemacht haben. Die sind aber nicht mehr da“, so Wolf.
Der Profikader des FC Hansa Rostock weilt derzeit für vier Tage im Hotel Baltic Zinnowitz. Ein Sponsor des Vereins hat das Kurztrainingslager organisiert. Auf Usedom soll die Mannschaft den letzten Schliff bekommen, denn immerhin beginnt der Spielbetrieb in der 3. Liga bereits am 21. Juli und für Hansa gleich mit einem Heimspiel gegen den Ex-Verein von Wolfgang Wolf, die Stuttgarter Kickers.
Bis dahin, so der 55-jährige Teamchef, muss er „die Zeit noch nutzen“. Schließlich gilt es acht Neuzugänge, davon sechs aus ausländischen Ligen, sowie drei Jugendspieler aus den eigenen Reihen in den Profikader zu integrieren. Seit dem 15. Juni befindet sich die Mannschaft bereits in der Saisonvorbereitung und hat viel für die Kondition getan. Jetzt geht es um den Feinschliff. Schnelligkeit, Beweglichkeit, Pressing und Standards stehen in Zinnowitz unter anderem auf dem Trainingsplan.
Mit seinen Neuen ist der Chefcoach sehr zufrieden. „Wir haben Erfahrung geholt“, denn die hatte im Abstiegsjahr gefehlt und zu groß seien die Formschwankungen der Jungen in der vergangenen Spielzeit gewesen. Dazu bringen fünf der Neuzugänge mit belgischen, niederländischen, französischen, tschechischen und österreichischen Pässen Gardemaße zwischen 1,86 und 1,98 Meter mit sich.
„Da sind ein paar gute Kopfballspieler dabei“, freut sich Wolf. Der nach langer Verletzungspause wieder fitte Mo Lartey und der vom VfL Bochum gekommene Denis Berger als Freistoßschützen, dazu die Kopfballrecken Ken Leemans und Ondrej Smetana, das riecht bei Standards nach richtig viel Torgefahr.
Wolfgang Wolf ist fest davon überzeugt, mit der neu formierten Mannschaft den von Vorstand und Fans erwarteten direkten Wiederaufstieg zu schaffen. Im Team ist eine gute Mischung aus jungen sowie erfahrenen Spielern auszumachen und alle brennen auf einen Platz in der Startformation. Dieser gesunde Konkurrenzkampf stimmt Wolf zudem optimistisch. „Von der Nr. 1 bis zur Nr. 18 ist alles offen. Es wird hoffentlich so eng bleiben“, sagt er wohl wissend, dass es vor dem ersten Ligaspiel gegen den Aufsteiger aus Stuttgart zu einer schweren Entscheidung kommen wird, wer spielt.
Wolf selbst nimmt den Kampf um einen der zwei Aufstiegsplätze an. Er weiß, dass die Erwartungshaltung bei einem Traditionsverein wie Hansa sehr groß ist. „Zwölf Vereine wollen aufsteigen, darunter die drei Absteiger“, so der Coach. Der Etat der Ostsee-Städter sei zwar um einiges kleiner als der von Aachen, Karlsruhe, Heidenheim oder Wehen, doch könne kein anderer Bundesligaverein elf Spieler aufweisen, die aus der eigenen Jugend hochgeholt worden seien. Die Trainingsbedingungen, das Umfeld und die Nachwuchsarbeit in Rostock bezeichnet der Pfälzer Wolf als erstligareif und dahin will der Verein über kurz oder lang auch wieder kommen.
Bevor die Liga startet bestreitet der FC Hansa noch zwei Vorbereitungsspiele. Heute geht´s aus dem Trainingslager auf Usedom direkt zum Kick beim Oberliga-Aufsteiger FC Pommern Greifswald (Anstoß ist 19 Uhr im Volksstadion Greifswald) und am kommenden Samstag zuhause in der DKB-Arena gegen den VfB Stuttgart (Anstoß: 15.30 Uhr).