Bockwindmühle Pudagla

16 / 09 / 2013
Bockwindmühle Pudagla dreht sich mit Wind in den Segeln
Bockwindmühle Pudagla dreht sich mit Wind in den Segeln

Bockwindmühle Pudagla dreht sich mit Wind in den Segeln

Insel Usedom (dp). Weithin sichtbar thront auf einem Hügel zwischen Achterwasser und Schmollensee die Bockwindmühle von Pudagla. Allerdings nutzt sie nur noch an wenigen Tagen den Wind, um in ihrem Inneren Getreide zu Mehl zu mahlen. Der hölzerne und vor sechzehn Jahren runderneuerte Koloss ist längst nicht mehr in Betrieb, sondern dient an besonderen Tagen als Schauobjekt für ein längst ausgestorbenes Handwerk.

Der Verein „Freunde der Bockwindmühle Pudagla e.V.“ betreibt die imposante Mühle, die an Ostern sowie von Mai bis Mitte Oktober besichtigt werden kann. Zu besonderen Anlässen feiern die Mühlenfreunde ein Mühlenfest. Dann bekommen die vier Windmühlenblätter Segel angelegt und das Mühlenhaus wird in den Wind gedreht.

Interessierte können dann nicht nur die Mühle von innen anschauen, sondern bei gutem Wind zusehen, wie das Flügelkreuz die Steinmühle in Gang bringt. Dabei knarzt das Gebälk und zuweilen schaukelt die auf dem mächtigen Bock aufsitzende Mühle ganz sanft.

Draußen im weitläufigen Mühlengelände wird währenddessen eifrig Brot gebacken und als Kräuterquarkstullen angeboten. Neben Kaffee und Kuchen gibt es rund um die Mühle Kunsthandwerkliches und Kulinarisches aus der Region. Mühlenfeste gibt es alljährlich am Ostersonntag, am Pfingstmontag, zu Beginn und zum Ende der Sommerferien in Mecklenburg-Vorpommern, am Tag des offenen Denkmals und zum Erntedankfest am 5. Oktober 2013.

Die Bockwindmühle gilt als ältester Mühlentyp Europas. Die Museumsmühle auf der Insel Usedom gibt einen guten Einblick in die Bauweise und Technik, wie sie in Norddeutschland seit dem 15. Jahrhundert bekannt ist. Der Standort in Pudagla ist bereits auf einer schwedischen Matrikelkarte von 1693 eingezeichnet. Die Bockwindmühle wiederum ist in der Ortschronik von 1752 erstmals erwähnt. 1779 wurde die Mühle samt aller Gerätschaften und Ländereien vom Müllermeister Jacob Schmidt erworben.

Aufgrund der voranschreitenden Technikentwicklung wurde der Betrieb der Bockwindmühle unwirtschaftlich und folglich 1937 eingestellt. Die Mühle wurde später als Feriendomizil genutzt und blieb bis 1991 im Besitz der alten Müllerfamilie Schmidt.

Neben der Holländer-Windmühle in Benz ist die Bockwindmühle Pudagla die einzige erhaltene Mühle auf Usedom. „Aber wer weiß schon, dass es früher in manchen kleinen Orten zwei oder drei Mühlen gab? Diese sind heute in der Regel verschwunden und mit ihnen leider auch die Erinnerung an sie.“ Dieses Zitat stammt aus dem sehr lesenswerten Buch „Usedomer Mühlengeschichten“ von Hans-Ulrich Bauer, das mehr als dreißig Mühlen auf und um Usedom dokumentiert und mit Anekdoten bereichert.

Literaturhinweis: „Usedomer Mühlengeschichten“, Hans-Ulrich Bauer, Igel Usedom Verlag, ISBN: 978-3-9810371-3-5.

Näherer Infos zur Bockwindmühle Pudagla sind zu finden unter: www.usedom-bockwindmuehle-pudagla.de.