Insel Usedom / Kaiserbäder
Tourismuskonzept: Mehr Niveau bieten – jeden Gast willkommen heißen Kaiserbäder und dwif stellen Tourismuskonzept „Kaiserbäder 2026“ vor.
Ostseebad Heringsdorf (dp). Am 31.08.2018 dem Freitagnachmittag und Freitagabend stellte der Eigenbetrieb Kaiserbäder Insel Usedom das von der dwif-Consulting GmbH (Berlin) erarbeitete Tourismuskonzept „Kaiserbäder 2026“ vor. Zunächst den Leistungsanbietern und danach einer breiten Öffentlichkeit. Beide Veranstaltungen waren sehr gut besucht. Es blieb kaum ein Stuhl frei.
Dr. Mathias Feige, Geschäftsführer von dwif-Consulting, machte zunächst deutlich, dass die Kaiserbäder trotz weiterhin hoher Übernachtungszahlen erheblichen Nachholbedarf haben, was die Gästezufriedenheit betrifft. Damit stünden die Kaiserbäder allerdings nicht alleine da, denn ganz Mecklenburg-Vorpommern habe längst seine Vorreiterrolle verloren. „Sie werden nach unten durchgereicht. Schleswig-Holstein ist an ihnen vorbeigezogen“, so der Tourismusexperte, der seine Aussage mit einer Grafik unterlegte, nach der Schleswig-Holstein aus Gästesicht bei allen sieben abgefragten Kriterien vor Mecklenburg-Vorpommern liegt.
Deshalb habe man sich mit dem Eigenbetrieb Kaiserbäder und Touristikern gefragt, was das wichtigste sei, um wieder top zu werden. Dazu wurden Onlinebefragungen durchgeführt, Workshops veranstaltet, Expertengespräche geführt, aber auch vor Ort mit den Menschen gesprochen.
Mit Blick auf die Übernachtungszahlen stellte Dr. Feige den Kaiserbädern ein gutes Zeugnis aus. Mit 2,3 Mio. Übernachtungen im Jahr 2016 rangieren die Seebäder Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin auf Platz 3 im europäischen Ranking, hinter Brighton/GB (3,1 Mio.) und Sylt (2,4 Mio.). Hinter Sorrent/ITA (2,3 Mio.) und Binz (1,9 Mio.) folgt dann schon Swinemünde mit 1,8 Mio. Übernachtungen auf Rang 6. „Sie spielen in der Champions League“, lobte Feige die Kaiserbäder, schob aber gleich nach: „Wenn Sie in der Champions League spielen schauen die Gäste ganz anders hin.“
So würden nur 31 % der befragten Deutschen die Kaiserbäder kennen. „Da ist viel Luft nach oben“, so Dr. Feige. Man bewege sich in einem harten Wettbewerbsumfeld. „Die Konkurrenz schläft nicht. Sie müssen klarer dem Markt sagen, wer Sie sind“, fuhr der Tourismuswissenschaftler fort. In Bezug auf Swinemünde empfahl er, eine Kooperationsstrategie zu fahren, aber auch selbstbewusst aufzutreten: „Sie werden Marktanteile abgeben, die sich nicht im höchstpreisigen Bereich bewegen.“
Dafür könnten die Kaiserbäder mit ihrem Markenkern punkten, den die Bäderarchitektur biete. Diese sei hier in einer Dichte vorhanden, wie sonst nirgends. Daraus hat der Tourismusberater die Markenbotschaft abgeleitet: „Kaiserbäder: die mondänste und lebendigste Bäderarchitektur im Ostseeraum.“ Dieses historisch gewachsene Alleinstellungsmerkmal gelte es, mit Leben zu erfüllen. Das beinhalte ein Stück weit Eleganz, aber auch eine ganzheitliche Qualität und eine Beherbergungsinfrastruktur, die sich darum ranke.
Dr. Feige unterstrich bei der Präsentation ganz deutlich, dass man mit dem Markenkern zwar ein liberal-intellektuelles Publikum ansprechen, aber keineswegs andere Gästegruppen ausschließen wolle. „Alle Gäste sind selbstverständlich herzlich willkommen“, betonte er und schloss an: „Wenn man über eine Markenentwicklung nachdenkt, fragt man nicht, wen will ich nicht, sondern wen will ich haben. Ich richte mich an die Gäste, die am besten zu dem passen, was ich schon habe.“
So bräuchten die Kaiserbäder im Einzelhandel „mehr Pier 14“, also mehr Niveau, um eine Abwärtsspirale durch Billigangebote aufzuhalten und die ganze Insel eine nachhaltige Mobilität, um den Autoverkehr zu reduzieren. Veranstaltungen und Events seien so zuzuschneiden, dass sie zur Markenbotschaft passen. Es gehe um eine Schärfung, um eine Zuspitzung des Profils. Das betreffe auch die Strandbewirtschaftung und die Beherbergungsbetriebe.
Die Chancen seien aber auf jeden Fall da, denn „der Name Kaiserbäder ist etwas, was bei den Gästen mit positiven Schwingungen verbunden ist. Sie haben alle Bauteile, die Sie brauchen, teilweise schon die Gäste. Sie müssen es eigentlich nur noch stringenter zusammenbringen“, machte Dr. Mathias Feige Einwohnern, Hoteliers und Kleinvermietern Mut.