Feierliche Verleihung des 5. Usedomer Literaturpreises

27 / 04 / 2015
Feierliche Verleihung des 5. Usedomer Literaturpreises
Feierliche Verleihung des 5. Usedomer Literaturpreises

Usedomer Literaturpreis für einen „Solitär der Nachkriegsliteratur“

Ostseebad Heringsdorf (dp). „Die wahre Heimat ist eigentlich die Sprache. Sie bestimmt die Sehnsucht danach ...“. Mit diesem Zitat von Wilhelm von Humboldt eröffnete am gestrigen Vormittag der Intendant der Usedomer Literaturtage Thomas Hummel die feierliche Verleihung des 5. Usedomer Literaturpreises an die Berliner Schriftstellerin und Lyrikerin Ulrike Draesner im Steigenberger Grandhotel and Spa Heringsdorf.

Die Autorin erhielt die Auszeichnung, verbunden mit einem Preisgeld von 5 000 Euro und einem vierwöchigen Aufenthalt im Hotel Ahlbecker Hof, für ihren Roman „Sieben Sprünge vom Rand der Welt“ „stellvertretend für ihr Gesamtwerk“, wie Laudator Andreas Kossert es formulierte. Der Historiker bezeichnete Ulrike Draesner als „großartige Schriftstellerin“, die sich gebührend in die Reihe der bisherigen vier Preisträger einfüge.

Auch ihr ausgezeichneter Roman, der 2014 nach knapp zehnjähriger Entstehungszeit erschienen ist, reiht sich ein in die diesjährige Literaturveranstaltung, die dem „Phänomen Heimat“ auf die Spur ging. „Was bedeutet Heimat und Identität für die Literatur?“ fragte Kossert und kam so unmittelbar auf die „Sieben Sprünge vom Rand der Welt“. Der Roman, „fürwahr schwere Kost“, so Kossert, verstehe durch die Erzählweise mitzunehmen. Er sei “einer der wenigen Solitäre der Nachkriegsliteratur“.

Die Geschichte basiert auf den Erlebnissen von Ulrike Draesners Vater, der 1945 aus Breslau vertrieben wurde und in München eine neue Heimat fand. Im Roman wird ihre eigene Familie von den Grolmanns verkörpert, dazu wird das Erlebte der aus Ostpolen vertriebenen Familie Nienaltowski erzählt. Insgesamt neun Personen aus vier Generationen beschreiben, was Flucht und Vertreibung für sie bedeutet und wie die dadurch ausgelösten Traumata bis heute weiterwirken.

Ulrike Draesner bedankte sich mit einer Rede, in der sie den Begriff Heimat aus allen Richtungen beleuchtete und mit Zitaten aus ihrem Roman verknüpfte. Heimat – das Anlachen der Welt, Heimat als Zustand des Gemüts, Heimat – ein Sehnsuchtsgefäß, Heimat als Erinnerung. Die Autorin dankte aber auch für die mit der Auszeichnung verbundene „geschenkte Schreibzeit und für die Entdeckung der Insel“. Der Usedomer Literaturpreis wird gestiftet von den Usedomer Literaturtagen und den Seetel Hotels.