Ulli Wegner in Heringsdorf auf Usedom

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Ulli Wegner zu Gast in Heringsdorf

Ulli Wegners Leben in zwei Runden

Seebad Heringsdorf (dp). Wenn Ulli Wegner derzeit nicht in einer Sporthalle anzutreffen ist, wo er mit seinen Boxern trainiert, dann ist er nicht selten irgendwo im Land zu Gast, um sein kürzlich erschienenes Buch „Mein Leben in 13 Runden“ vorzustellen. Gemeinsam mit dem Berliner Sportjournalisten Andreas Lorenz hat der mittlerweile 70-jährige Boxtrainer eine 270-seitige Biografie seines spannenden Sportler- und Trainerlebens verfasst, reichlich bebildert und eben in dreizehn Kapiteln.

Am Donnerstagabend war der legendäre Boxtrainer im Heringsdorfer Kaiserbädersaal zu Gast. Hier plauderte er vor rund dreihundert Zuhörern zwanglos, allerdings in nur zwei Runden mit der stellvertretenden Kurdirektorin Dr. Karin Lehmann. Die Vizekurchefin beteuerte, Wegners Buch dreimal gelesen zu haben, so spannend sei es gewesen, so menschlich und warm. Das Buch, gespickt mit vielen Zetteln, in der Hand, stöberte Karin Lehmann durch die Seiten und Kapitel, um zu zitieren und ihrem Gegenüber im dicken Ledersessel Steilvorlagen zu geben.

Apropos, Steilvorlagen. In der ersten Runde seines Buches lässt Wegner die Leser Erstaunliches wissen: „Fußball war und ist meine große Liebe. Boxen kommt knapp dahinter. Auch wenn Sie mir das nicht glauben.“ Der Fußballplatz im vorpommerschen Penkun war sein Paradies.

Penkun ist auch der Startpunkt des Buches. Hier soll sich in der 13. Runde der Kreis schließen. Wegner und Lorenz haben die Zahl Dreizehn gewählt, da das Buch mehr als Boxen rüberbringen soll. Bekanntlich gehen große Boxkämpfe über zwölf Runden. Die Autoren versprechen aber, dass eine ganze Menge mehr darin steckt als Boxen.

Das dürfte auch der Grund gewesen sein, dass die Kulturfrau Karin Lehmann so großes Gefallen an der Wegnerschen Biografie gefunden hat. Ihr ging es mehr um das Zwischenmenschliche als um die großen Namen, die fest mit Ulli Wegner verbunden sind. Da erfuhren die Zuhörer, dass der in Stettin geborene Gast in Anklam eine Lehre als Landmaschinenschlosser absolvierte und danach zur Marine nach Rostock ging. Hier wollte er sich seinen Traum verwirklichen und beim Fußballzweitligisten ASK Vorwärts Rostock anheuern. Die Aufnahmeprüfung bestanden, ging Wegner irgendwann „einfach in die Boxhalle“, um mitzumachen.

„Ich hatte einfach Talent fürs Boxen“ - und so kam er „ohne einen einzigen Kampf bestritten zu haben – zum ASK-Boxen.“ In der Folge beschreibt das Autorenduo die Stationen Gera, Berlin, nach der Wende den goldenen Westen und wie er „mit Sven Ottke die Box-Welt aus den Angeln hob“.

Natürlich fehlen auch die Boxgrößen wie Markus Beyer, Marco Huck und Arthur Abraham nicht, aber ein anderer Name darf in Ulli Wegners Lebensrückschau ebenso wenig fehlen – der seiner Frau Margret. Von ihr sagt er, dass er nur durch sie das geworden ist, was er ist. Wann Schluss mit der Boxtrainerei sein wird, weiß der 70-Jährige noch nicht, spätestens aber dann, „wenn ich nicht mehr die Kraft habe“.

Dann wird er mit seiner Margret nach Penkun zurückkehren, wo alles begann und wo er Ehrenbürger ist. Von seinem Heringsdorfer Auditorium verabschiedete er sich mit der Frage: „Wisst Ihr, worauf ich noch stolz bin? Dass die Usedomer Halle meinen Namen trägt.“