Die Schätze Usedoms

von
Anna Kruschewska

Anna Kruschewska ist leidenschaftliche Sammlerin und Köchin

Neu Sallenthin (dp). Die Fingerkuppen von Anna Kruschewska sind ganz blau – noch sichtbare Spuren vom Blaubeeren Sammeln im Wald bei Trassenheide. Die in den Masuren aufgewachsene Frau betreibt seit April in Neu Sallenthin einen kleinen Laden namens „Natürlich Anna“. Hier verkauft die 43-Jährige „Die Schätze Usedoms“, wie sie ihre Fruchtaufstriche, Säfte, Sirupe, eingelegten Gemüse und getrockneten Pilze bezeichnet.

Ich bin ein Naturmensch. Für mich sind Wiese und Wald mein Arbeitsplatz“ sagt Anna Kruschewska über sich. Hier findet sie so ziemlich alles, was später in ihrem Laden eingekocht oder getrocknet wird. „Es geht los mit Waldmeister Mitte, Ende April. Im Mai sammle ich Löwenzahnblüten für Sirup und Gelee, im Juni Holunderblüten und ab Juli Blaubeeren“, erklärt die gebürtige Polin, die seit 22 Jahren in Deutschland lebt.

Im August verarbeitet sie Brombeeren, Holunderbeeren und im September Hagebutten. Bis Oktober kommen Wilde Pflaumen, Birnen und Äpfel dazu, bevor mit Sanddorn, Schlehe und Steinpilzen ihre Sammelsaison endet. Daraus entstehen Fruchtaufstrich-Kreationen wie Pfirsich-Sanddorn, Apfel-Hagebutte, Holunderblüte mit Ingwer, Blaubeere-Quitte oder Rote Mirabelle. Zu Sirups werden neben Löwenzahnblüten auch junge Kieferntriebe verarbeitet.

Ihre Leidenschaft Natürliches zu veredeln hat Anna Kruschewska in den Masuren für sich entdeckt. Bereits als Teenager ist sie mit ihrer Mutter und den Großeltern in den Wald gegangen, um Pilze zu sammeln. Sie erzählt, dass seinerzeit aus Walderdbeer- und Brombeerblättern Schwarzer Tee gemacht wurde. „Die wilden Erdbeerblätter wurden auf Papier gelegt, mit Wasser besprüht, gerollt und in der Sonne liegen gelassen“, beschreibt die Neu Sallenthinerin. Die so fermentierten Blätter wurden anschließend in ein dunkles Glas gefüllt und als Schwarzer Tee getrunken.

Sie bedauert, dass viele Menschen nicht mehr wissen, wie natürliche Aromen riechen. Diese einzufangen mit ihren Aufstrichen und Sirupen, ist ihr Ziel. „Es ist ein schönes Gefühl, wenn die Leute das zu schätzen wissen“, findet Anna Kruschewska. Sie lebt seit 1999 auf der Insel Usedom und hat bereits in Sellin und Loddin „Die Schätze Usedoms“ veredelt. „Ich fühle mich wohl bei Familie Wilke“, sagt sie und freut sich, dass Gabriele Wilke auch mal im Laden mithilft, wenn sie an ihrem zweiten Arbeitsplatz in Wiese und Wald zu finden ist.