Ikonen der Bäderarchitektur

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Ikonen der Bäderarchitektur

Von Bullaugen und Drachenköpfen

Er nennt sie „Ikonen der Bäderarchitektur“ und er ist so etwas wie ihr Entdecker. Der Heringsdorfer Hobbyhistoriker Hans-Ulrich Bauer hat die „Holzhäuser aus Wolgast“ dem Vergessen entrissen und in zwei gleichnamigen Bänden dokumentiert. Der 70-Jährige stellt diese architektonischen Kostbarkeiten aber auch bei Führungen durch Heringsdorf und Bansin vor.

Hans-Ulrich Bauer, 1944 in Swinemünde geboren, fuhr zur See und lebte viele Jahre weit weg von seiner Heimatinsel Usedom. Erst nach der Wende kehrte er in sein Elternhaus zurück und absolvierte einen Reiseleiterlehrgang in Rostock. Mit dieser Truppe machte er vor gut fünfzehn Jahren eine Exkursion auf die Insel Rügen, wo sie in Binz vor der Holzvilla Undine stehen blieben. „Da stand Wolgast-Haus auf einer Tafel“, erinnert er sich an den Tag, der ihn viele Jahre später noch sehr beschäftigen sollte.

Außerdem bekam Hans-Ulrich Bauer vom Reiseleiter den Zeitungsartikel „Im Schutze der Drachen“ von Dr. Gesine Schulz-Berlekamp in die Hand gedrückt. Das war der Anfang und so stöberte Bauer in Archiven, im Internet oder befragte die Bewohner der Holzvillen in den Seebädern auf Usedom, um mehr über die Häuser aus der „Wolgaster Actien-Gesellschaft für Holzbearbeitung“ zu erfahren.

Der große Durchbruch für sein doppelbändiges Werk kam aber erst mit dem Ankauf eines wahren Schatzes. Hans-Ulrich Bauer bekam von einem Antiquariat im schweizerischen Fribourg eine Mappe angeboten, die 24 Fotografien von „Modernen Holz-Häusern“ der Wolgaster Actien-Gesellschaft für Holzbearbeitung enthielt. Angefertigt wurden die Fotografien im Jahr 1893 vom Hoffotografen Hermann Rückwardt aus Berlin.

Bauer konnte nicht widerstehen und kaufte die Mappe, die just in jenem Jahr erschien, als das Wolgaster Unternehmen in der Blüte seines Daseins war. Denn im gleichen Jahr war die erste deutsche Holzfertighausfabrik bei der Weltausstellung in Chicago vertreten. Die dort aufgebaute Villa mit indianischen Motiven steht heute übrigens in Bad Ischl in Österreich. Sie wurde vom Berliner Theaterbesitzer Oscar Blumenthal erworben, der dort seine weltberühmte Operette „Im weißen Röss`l“ komponierte.

Solche und weitere Geschichten, wie das Auf und Ab der Wolgaster Holzhaus-Fabrik oder über die Stilelemente der Holzhaus-Architektur „made in Wolgast“ mit Drachenköpfen und Bullaugen-Fenstern weiß Hans-Ulrich Bauer bei seinen Führungen zur Bäderarchitektur in Heringsdorf und Bansin zu erzählen. Der Stoff geht ihm nicht aus und das neue Material könnte schon bald für einen dritten Band reichen. Einen Titel hat Bauer schon dafür: "Wolgaster Holzhäuser und ihre berühmten Besitzer".

Weitere Infos sind zu finden unter: www.IGEL-Usedom.de