Usedom: Der freie Blick aufs Meer

von
Heinz Brinkmann hat schon viele Dokumentarfilme mit Heimatbezug gedreht

Insel Usedom (dp). Zu einer Voraufführung des Dokumentarfilms „Usedom: Der freie Blick aufs Meer“ waren Protagonisten des Films in das Strandhotel Heringsdorf eingeladen. Der 95-minütige Streifen wurde von dem gebürtigen Heringsdorfer Heinz Brinkmann gedreht. Er bildet mit „Usedom – Ein deutsches Inselleben“ (1992) und „Insellicht“ (2006) eine Trilogie, wie der in Berlin lebende Regisseur betont.

Während Brinkmann vor 25 Jahren mit seinem ersten Usedom-Dokumentarfilm die Stimmung unmittelbar nach der Wende einfangen wollte, so geht sein Blick heute sowohl zurück zu seinen Gesprächspartnern vom Sommer 1991 als auch über die Grenze hinweg nach Swinoujscie. Er zeigt die mittlerweile vielfältigen Beziehungen zwischen dem deutschen und polnischen Teil der Insel. Seien es die polnischen Mitarbeiter im Ahlbecker Hof oder der Ahlbecker Fischhändler Hartmut Domke, der seinen Fisch vor allem in Polen kauft und ebenfalls polnische Arbeitskräfte beschäftigt.

Als Brückenbauer kommt Mariusz Lokaj zu Wort, der seit 2009 für die Gemeinde Ostseebad Heringsdorf arbeitet und sich als Mittler zwischen Deutschen und Polen engagiert. „Eigentlich sind wir alle auf Usedom Vertriebene“, beschreibt er die Situation auf der Insel, denn fast alle Einwohner Swinemündes hätten ihre Wurzeln in Ostpolen und stammten aus den Gebieten der jetzigen Ukraine.

Einer, der die Herausforderungen der Wende hier auf Usedom angenommen und gemeistert hat, ist Dietmar Spiller. 1991 hat er sich als Eisverkäufer am Bansiner FKK-Strand selbständig gemacht, wo er heute als Rentner gerne ausgiebig ein Sonnenbad nimmt. Sein Credo: „Wer sich hier nicht wohlfühlt, hat was falsch gemacht. Hauptsache, ich habe freien Blick aufs Meer.“

Für Amüsement sorgte ein Rückblick auf das Nachwendejahr. Damals beschrieb ein IT-Manager seine Pläne, bei Labömitz ein Kongresszentrum für 1.500 Teilnehmer bauen zu wollen. Er stand damals in einer grünen Landschaft mit einem verlassenen Stallgelände im Hintergrund. Brinkmann machte sich für seinen neuen Film erneut auf den Weg dorthin, um mit einer Kameraeinstellung die selbe grüne Wiese mit dem selben Stallgebäude festzuhalten. Das Versprechen war nichts als heiße Luft.

Wie der Regisseur nach der Filmvorführung in lockerer Gesprächsrunde beschrieb, sollte der Film die leisen Zwischentöne zeigen und nicht das „AfD-Klima“ dokumentieren. Lob erhielt er dafür, dass alle, die gezeigt wurden, ihre Insel lieben. „Ich versuche, nicht zu werten“, sagt Brinkmann zu seiner Herangehensweise. Vielmehr solle der Zuschauer sich seine Meinung bilden.

Der Dokumentarfilm wird demnächst in die Kinos gehen. „Das hat mit der Filmförderung zu tun“, so Brinkmann. Ende 2018 werde er dann die Freigabe für das Fernsehen haben. Schließlich waren auch der NDR und der RBB an der Finanzierung beteiligt. Der Wahl-Heringsdorfer würde sich aber freuen, wenn der Streifen auch hier, sei es durch Hotels oder den Eigenbetrieb Kaiserbäder, gezeigt wird.