Fischer in Bansin

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Harald Heinz (li.) und Manfred Gürtler an der Infotafel „Fischer in Bansin“

Fischerei in den Nachkriegsjahren

Seebad Bansin (dp). „Das war mein Spielbereich. Als Kinder haben wir ne Mark verdient mit Hering auspuhlen und Aalschnüre mit Regenwürmern bestücken“, erinnert sich Manfred Gürtler aus Bansin. Der 71-Jährige ist quasi am Strand aufgewachsen und selbst später, als er als Baumaschinist seinen Lebensunterhalt verdiente, ist es sein Hobby geblieben, „den Fischern zu helfen“, wie er sagt.

Harald Heinz wiederum bezeichnet sich als „echter Benzer Jung“, ist aber wie Gürtler in Bansin aufgewachsen. Der ehemalige Gymnasiallehrer hat sich viele Jahre mit seiner Umwelt-AG am früheren Maxim-Gorki-Gymnasium einen Namen gemacht, sei es mit der Kartierung von Waldseen oder dem Pflanzen von Jahresbäumen am Forstamt Neu Pudagla.

Nun haben die beiden das Ergebnis ihrer gemeinsamen Recherchen zu den „Fischern in Bansin“ auf einer großformatigen Infotafel der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Am vergangenen Freitag war es so weit. Drei Mitarbeiter des Eigenbetriebs Kaiserbäder montierten die Kunststofftafel auf der Längswand der Fischerei-Langbude am Bansiner Fischerstrand.

Die Idee dazu kam Harald Heinz, als er die Fotoausstellung „Bansin Sommer 1946“ in der Heringsdorfer Villa Irmgard besuchte. Dort wurden Fotografien des Berliner Fotografen Abraham Pisarek gezeigt, die im Sommer 1946 in Bansin entstanden sind. Der frühere Heringsdorfer Bürgermeister Hans-Jürgen Merkle hatte die Zeitdokumente im Internet entdeckt und für die Ausstellung erworben.

Darauf waren viele Bansiner Fischerfamilien bei ihrer Arbeit zu sehen. Sechs dieser Fotografien finden sich nun auch auf der Infotafel „Fischer in Bansin“ wieder. Harald Heinz wollte mit ihr auf drei wichtige Dinge hinweisen. Zum einen habe die Fischerei in Bansin eine lange Tradition, die durch die Schwedenmatrikel schon für das 17. Jahrhundert bezeugt ist, zum anderen wollten die Initiatoren die Namen der Fischer, die hier nach Kriegsende ihrem Handwerk nachgingen, verewigen. Der dritte Teil handelt von der Fischerei Produktions-Genossenschaft, die 1958 gegründet wurde, und dem Niedergang der Strandfischerei bis zum heutigen Tag.

Der wichtigste Teil ist jedoch der, der durch die Fotografien illustriert ist: Die Zeit direkt nach dem Kriegsende. Damals gab es rund 30 einheimische Fischer, die in Dorf Bansin, Seebad Bansin, Alt- und Neu-Sallenthin lebten. Durch die Grenzverschiebung kamen in den Nachkriegsjahren noch einmal genau so viele dazu, die aus den polnisch gewordenen Orten Wollin, Misdroy, Neuendorf, Kalkofen und Swinemünde geflüchtet waren.

„Sie waren nicht gerade willkommen“, erklärt Harald Heinz. Während die Bansiner Fischer ihren Platz links der alten Bansiner Seebrücke hatten, wo sie gemeinsam in der Fischerei-Langbude ihr Material lagerten, mussten die von der Insel Wollin geflüchteten Fischer rechts der Seebrücke ihre Buden errichten. Die heutige Seebrücke befindet sich wiederum rechts dieser Hütten, die in direkter Nachbarschaft zum Haus des Gastes stehen.

Die Fotografien zeigen den Arbeitsalltag an Land, in den die ganze Familie miteingebunden war. „Damals sind die Fischer noch über Land gefahren und haben Fisch getauscht gegen landwirtschaftliche Produkte“, weiß Manfred Gürtler aus seiner Kindheit. Die Arbeit sei beschwerlich und wenig ergiebig gewesen, weshalb viele andere Berufe ergriffen hätten. So gab es 1990 noch 15 Fischer in Bansin, während es heute nur noch vier hauptberufliche Fischer sind.

Neben Heinz und Gürtler waren etliche ehemalige Fischer wie Dietrich Köppen und andere lebende Zeitzeugen an der Entstehung der Infotafel beteiligt. „Wir sind sehr stolz, dass wir ein Alleinstellungsmerkmal für die Kaiserbäder hinbekommen haben“, so Harald Heinz, der Kurdirektor Thomas Heilmann dankt, dass der Eigenbetrieb die Kosten für die Erstellung der Tafel übernommen hat.