Die Kanzlerin zur Stippvisite auf Usedom

23 / 07 / 2013
Die Kanzlerin zur Stippvisite auf Usedom
Die Kanzlerin zur Stippvisite auf Usedom

Angela Merkel zu Besuch auf Usedom in Heringsdorf

22. Juli, 16.48 Uhr: Vor der Heringsdorfer Konzertmuschel gibt es kein Durchkommen mehr. Überall, wohin man sieht, gut gelaunte Menschen in legerer Sommerkleidung. Strandurlauber und Einheimische sind hierher geströmt, um die Kanzlerin sehen. Die Partyband "Ohrwurm" sorgt für gute Stimmung mit Liedern wie "Was trinken wir heut´ hier? Bier, Bier, Bier".

16.52 Uhr: Ein weißer Hubschrauber der Bundesluftwaffe mit kostbarer Fracht an Bord nähert sich mit lautem Rotorenschlag. Hinter der Seebrücke verschwindet er aus dem Blickfeld und landet direkt dahinter auf dem Heringsdorfer Sportplatz.

16.53 Uhr: Der Co-Pilot öffnet die Seitentür des Helikopters und klappt die Stufen aus. Nach zwei dunkel gekleideten Herren entsteigt als nächste die Kanzlerin dem Fluggerät.

16.55 Uhr: Mehrere Bodyguards bahnen der Kanzlerin den Weg über die Promenade zum Konzertplatz. Ein älterer Herr nutzt die Gelegenheit, Angela Merkel für ihre Rettungsschirmpolitik zu kritisieren. "Frau Merkel, lassen Sie sich doch nicht am Nasenring herumführen", sagt er.

16.59 Uhr: Die Kanzlerin steht auf der Bühne der Konzertmuschel und wird von ihrem Wahlkampft-"teAM Deutschland" empfangen. Herzlicher Applaus der gut 2.000 Schaulustigen begleitet sie hinauf.

17.00 Uhr: Punktlandung. Genau im Zeitplan. Sky-Moderator Thomas Wagner stellt ein paar nette Fragen über die Beziehung der Kanzlerin zur Ostsee im allgemeinen und zur Insel Usedom im besonderen. Dass auch eine Kanzlerin solch ein Warm-up braucht, merkt man ihr an. Sie ist etwas nervös, verhaspelt sich.

17.03 Uhr: Auch die CDU-Kollegen aus der Region werden vom Fußballreporter in den Smalltalk einbezogen. Innenminister Lorenz Caffier, für den ein handgemaltes Transparent zur E-Mail-Schnüffelaffäre im Land gedacht ist, sagt ebenso Belangloses wie zuvor Angie, die Kanzlerin im rosa Sakko.

17.05 Uhr: Wagner gibt den Ball weiter an die Chefin von "teAM Deutschland", die noch schnell das EM-Halbfinale der deutschen Fußballfrauen gegen Schweden tippt: "2:1!" "Für Deutschland", schiebt sie nach. Fußball-Experte Wagner klärt das Publikum auf, dass die Regierungschefin auch das Viertelfinale gegen Italien mit 1:0 richtig getippt hat.

17.08 Uhr: Die Rede. Angela Merkel lässt so gut wie kein Wahlkampfthema aus, lobt die Agenda 2010 der Vorgängerregierung, wirft der jetzigen Opposition aber vor, das zuvor auf den Weg gebrachte, jetzt zu behindern.

17:12 Uhr: Den auf Usedom und anderen Tourismusregionen des Landes Beschäftigten sagt sie zu, sich als Regierungschefin nach dem Wahltag 22. September dafür einzusetzen, dass keiner "seinen Lohn mit Hartz IV aufstocken muss".

17.20 Uhr: Für die geplanten Steuererhöhungen bekommen die Grünen noch ihr Fett weg. Die gefährdeten den Wohlstand und Arbeitsplätze.

17.40 Uhr: Der wohl zum Tanken kurzzeitig entschwebte Luftwaffen-Helikopter kommt zurück und parkt wieder auf dem Sportplatz. Der Berichterstatter radelt nachhause.

17.55 Uhr: Am Schreibtisch. Rotorengeräusche dringen vom Ortszentrum hierher. Der weiße Hubschrauber steigt wieder in die Lüfte, die Kanzlerin ist wohl wieder an Bord. Ein flacher Schwenk über den Gothensee. Meinen Ruf "Good bye, Angie" hört sie nicht. Angela Merkel auf der Insel Usedom. Exakt eine Stunde dauert die Stippvisite und schon ist sie Geschichte.

18.00 Uhr: Der Wahlkampf-Hubschrauber fliegt weiter, während die Grünen ihre erste Bundestagswahlkampfetappe unter dem Motto „Politik im Strandkorb“ geradezu im Schneckentempo von Ahlbeck nach Zinnowitz hinter sich gebracht haben – nur um einiges umweltfreundlicher.